Donnerstag, 13. August 2009

Kleine Schule der verbalen Verteidigung - Teil I

Die erste Stunde im Kampf gegen den Gnuismus unserer Zeit wird sie, lieber Gnugegner, nicht allzu sehr fordern, so dass Sie sich jetzt entspannt zurücklehnen und ohne große Schwierigkeiten die nun folgenden Ratschläge verinnerlichen können.

Zum Thema: Situationen, in den wir leicht wie ein Gnu reagieren können, gibt es viele. Wenn sie zum Beispiel an einem Pfandrückgabeautomaten stehen und die übergeschminkte Zippe hinter ihnen mit ihrem Ballarinaschuh aufstampft und sie zur Eile auffordert, da sie unbedingt die neueste Folge DSDS erleben will oder wenn sie mal wieder am einzigen freien Tag seit Monaten morgens um 8 Uhr von einer Frankfurter Firma geweckt werden, die eine Umfrage zum Thema Reiseverhalten durchführen, kann es passieren, dass sie brüllend vor Zorn ihre Hörner senken und zum Angriff starten. Aber warten sie! Sie sind kein Gnu! Sie wissen, dass die Zippe hinter ihnen einen IQ von warmer Milch hat und demnach nicht verstehen kann, dass Pfandautomaten sich stur an ihre Arbeitsgeschwindigkeit halten - ja, auch wenn Dieter Bohlen wartet! Und die nette Dame des frankfurter Umfrageterrors ist kein Mitglied eines geheimen Clubs, der sich tagtäglich neue Varianten ausdenkt, um sie zu quälen. Nein, mit aller Wahrscheinlichkeit ist sie eine tappsige kleine Studentin, die ihre Wohnung bezahlen muss und am Ende ihres Tages die Welt noch mehr hassen wird, als sie es sich in ihren schlimmsten Tagträumen vorstellen können (schließlich kämpft sie stundenlang gegen einen Weinkrampf an, da sie von 90% ihrer Umfrageteilnehmer in spe zusammengeschissen worden ist, da sie es gewagt hat, sie in ihrem Alltag zu stören).
Was ein Nicht-Gnu in solch einer Situation machen muss, ist ganz einfach: ruhig bleiben und bei Bedarf die nötige Prise Humor an den Tag legen.
Betrachten wir die beiden Beispiele. Die kleine Zippe am Pfandrückgabeautomaten, die mit einer hohen prozentualen Wahrscheinlichkeit nicht zu den hellsten Sternen am Horizont zählt und sich mit einer für Gnus typischen Dreistigkeit präsentiert, kann man sehr einfach zum Schweigen bringen. Drehen sie sich um, schauen sie ihr tief in die Augen und sagen mit erhobener Stimme: "ICH WILL MIT IHNEN NICHT NACKT BADEN GEHEN! WAS FÄLLT IHNEN EIGENTLICH EIN, HIER FREMDE MENSCHEN ZU SOLCH SAUEREIEN ÜBERREDEN ZU WOLLEN?".
Sie müssen gar nicht aus vollem Halse brüllen. Ein wenig die Stimme zu heben, reicht vollkommen und wird - sofern die Anzahl von anderen einkaufenden Menschen groß genug ist - der netten kleinen Zippe einen hochroten Kopf und ihnen die nötige Ruhe bescheren, sich weiter ihrer Pfandrückgabe zu widmen.
Beispiel 2 hingegen bedarf keiner Zurechtweisung, da die kleine arme Studentin am anderen Ende der Leitung ihnen defintiv nichts Böses will. Im Gegenteil: sie schluckt ihren Welthass, den sie durch ihre Arbeit aufgebaut hat, extra für sie herunter und begegnet ihnen mit einer Freundlichkeit in der Stimme, welche sicherlich nicht zu ihrem Gesichtsausdruck passen würde (daher wage ich es, den Einsatz von Bildtelefonen bei Umfragen für eine niemals inkrafttretende Erneuerung anzusehen). Was sie als Nicht-Gnu nun machen können: heitern sie den Menschen am anderen Ende ein wenig auf. Wenn sie eine Umfrage zu ihrem Reiseverhalten durchführen will, verraten sie ihr, dass sich ihr momentanes Reiseverhalten zwischen Küche und Couch abspielt, sie aber gerne bereit wären, dieses Thema bei Kerzenschein zu vertiefen. Klingen sie dabei bitte auf keinen Fall lüstern, sondern sorgen sie dafür, dass man das Lächeln ihrerseits durch ihre Wortwahl und Tonlage erahnen kann. Tun sie also etwas Gutes für die Welt und sorgen sie für - wenn auch das einzige Exemplar an diesen Tag - ein Lächeln in der Frankfurter Terrorumfragenzentrale.
Was diese beiden Beispiele zeigen sollen, ist, dass man leicht dazu tendiert, überall um sich herum Gnus zu vermuten. Aber der Blick sollte - wie bei so vielen Dingen im Leben - für die kleinen Details geschärft werden, damit man nicht zu voreiligen Schlüssen kommt.
In der nächsten Stunde werde ich ihnen verraten, wie man Gnus als solche erkennt und um wieviel spannender das Leben wird, wenn man sein Umfeld durch unerwartete Antworten oder Kommentare von ihrer festgefahrenen Weltsicht oder ihrem drögen Alltag befreien kann.

Ich danke für das zahlreiche Erscheinen und wünsche ihnen noch einen angenehmen Tag. Bitte vergessen sie nicht, sich beim Hinausgehen in die Teilnehmerliste einzutragen.

Mit freundliche Grüßen
ihr Hieronymus E. Wandpilz

1 Kommentar:

  1. Simon Peters lässt grüßen ;)

    Auf ein lecker Mousse au Chocolat unter dem am Dach angebrachten Veluxfenster. ;)

    Es grüßt, die Fee (die dennoch weiter die Ratschläge gegen Gnu´s befolgen wird).

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